Das wollte Oberbürgermeister Jörg Albrecht in seiner „Woche der Vielfalt 2016“ wissen. Mit Flüchtlingsfragen beschäftigt sich die Stadtverwaltung aktuell jeden Tag und im Detail, in seiner per­sönlichsten Veranstaltungswoche traf Oberbürgermeister Albrecht Sinsheimer Bürgerinnen und Bürger, die schon über längere Zeit gelingende Integration im Alltag leben.

Die persönlichen Begegnungen in der Woche der Vielfalt finden bereits im dritten Jahr statt und sind für ihn eine Art erlebbarer Sachstandsbericht der städtischen Integrationsarbeit.

Von der Woche der Vielfalt sollen aber auch möglichst viele Sinsheimerinnen und Sinsheimer profitieren. Dafür gibt es seit dem letzten Jahr zusätzlich eine kleine Workshop- und Vortragsreihe für Interessierte und Ehrenamtliche.

Die Themen reichten dieses Mal von Asylrecht über Interkulturelle Kompetenz bis zu Informationen über Organisationsformen von Muslimen in Deutschland. Rund 60 Personen nahmen sich jeweils 2-3 Stunden Zeit, um sich kom­petent informieren und weiterbilden zu lassen. Viele davon sind ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit tätig, aber auch Hauptamtliche wie Lehrer, Erzieher und Mitarbeiter der Stadtverwaltung waren vertreten.

  

Um die Praxis dieser Fragen ging es bei den Gesprächsrunden des Oberbürgermeisters mit zugewanderten Bürgerinnen und Bürgern. Da war zum Beispiel die ehemalige Flüchtlingsfamilie, die seit über 20 Jahren in Sinsheim lebt. Die deutsche Sprache beherrschen die Eltern nicht perfekt, aber die Mutter hat längst die deutsche Staatsangehörigkeit erworben. Die Kinder haben beide das Abitur und studieren. Die Anerkennung des Berufsabschlusses war vor 20 Jahren ebenso wenig möglich wie eine gezielte Deutschförderung.

Trotzdem ein Beispiel für gelungene Integration? Für Jörg Albrecht auf jeden Fall. Unter anderem auch deshalb, weil beide Eltern einer bezahlten Arbeit nachgehen und sich alle Familienangehörigen vielfältig ehrenamtlich engagieren.

Das perfekte Erlernen der deutschen Sprache scheint für viele Zugewanderte ein Herzenswunsch zu sein. Da die deutsche Sprache sehr schwer zu erlernen ist, bereitet genau das Schwierig­keiten. So wie dem jungen Mann aus Osteuropa, der unter anderem wegen der schwierigen Fachsprache sein Studium abbrechen musste. Nach einigen Umwegen hat er in diesem Herbst eine erfolgversprechende Berufsausbildung mit guten Zukunftsaussichten begonnen.

Nicht immer sind die Schwierigkeiten rein sachlicher Natur, bisweilen schlägt Zugewanderten und ihren Kindern auch deutliche Ausgrenzung entgegen. So wie der jungen Muslima, die trotz 1,4 als Notendurchschnitt in der Mittleren Reife und jahrelanger Suche wegen ihres Kopftuches keine Lehrstelle findet. „Das wurde mir zum Teil direkt ins Gesicht gesagt.“, berichtet die junge Frau ganz offen dem Oberbürgermeister.

Zum Glück hat sie sich nicht entmutigen lassen, das Abitur draufgesetzt und studiert heute mit Aussichten auf einen guten Berufseinstieg.

Für Oberbürgermeister Jörg Albrecht war dies vielleicht die ein­drücklichste Begegnung im Rahmen dieser Gesprächsreihe. Getroffen hatte er eine engagierte junge Dame mit ihrer sympathischen Familie, die sich von einer Diskriminierungs­erfahrung nicht hat entmutigen lassen.

Für Zuwanderer und Kinder von Zuwanderern kann es mit dem Finden des eigenen Platzes in der Gesellschaft schon etwas länger dauern. Auch dies wurde in den persönlichen Gesprächen deutlich. Da wurde im Alter von fast 50 Jahren noch ein Deutschkurs begonnen, Ausbildung und Studium wurden mit 30 gestartet. Aber das ist ja bekanntlich kein „Privileg“ von Zugewanderten.

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Bildunterschrift: Die Trainerin Dr.Kidist Hailu und Oberbürgermeister Jörg Albrecht bei der Einführung zum Workshop „Interkulturelle Kompetenz“

 

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