Aspekte des Verkehrswesens von der Spätantike bis zum Ende des Alten Reiches / Tagung in Kraichtal-Gochsheim vom 15. bis 17. April 2016.

Kraichtal (sn). Das elfte Kraichtaler Kolloquium widmete sich einem Thema von zeitloser Aktualität, dem Verkehr. Der Teilnehmerkreis umfasste sowohl renommierte Professoren und Nachwuchswissenschaftler von Universitäten aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland, von Kiel bis Bozen sowie von Trier bis Dresden, als auch interessierte Laien von nah und fern.

Die durchweg qualitätvollen Vorträge und intensiven Diskussionen zeigten, dass die Probleme des Verkehrswesens und die Nutzung von Verkehrswegen durch die Jahrhunderte im wesentlichen dieselben geblieben sind.

Schon die Römer hatten einen hochentwickelten Straßen- und Brückenbau, der in erster Linie der zügigen Verlegung ihrer Legionen und deren Versorgung mit Nachschub diente, von dem aber selbstverständlich auch das zivile Leben in hohem Maße profitierte. In nachrömischer Zeit gerieten diese Errungenschaften mehr und mehr in Vergessenheit.

Vom Mittelalter bis weit in die frühe Neuzeit kannte man zwar große und kleine Trassen, auch viele Nachbarschaftswege und -straßen, aber befestigt waren diese alle nur ausnahmsweise; zumeist handelte es sich um Pisten, die bei Regen oder Schnee rasch verschlammten und das Reisen zu einem höchst beschwerlichen Unterfangen werden ließen.

Und auch sonst war das Reisen unter mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bedingungen alles andere als ein Vergnügen.

Wimpfen profitierte noch viele Jahrhunderte nach der Römerzeit in hohem Maße von seiner durch die Römer erbauten Neckarbrücke, und als diese um 1300 durch Eisgang zerstört worden war, begann der unaufhaltsame Niedergang der Stadt.

Generell waren Brücken, zumal über die größeren Flüsse, von kaum zu überschätzender Bedeutung und hatten weiträumig Einfluss auf die Entwicklung des Verkehrs und seiner Wege. Um ihren Bau und ihre Unterhaltung zu finanzieren bedurfte es immer eines großen Aufwands und einer ebenso großen Phantasie.

Kein Wunder, dass Brücken von alters her auch in der Mythologie eine große Rolle spielen. Die Finanzierung der Verkehrswege war überhaupt immer das größte Problem.

Als in Frankreich um die Wende des 17. Jahrhunderts die hohe Kunst des Straßenbaus wiederentdeckt worden war und sich unter dem Namen Chausseebau neuerlich verbreitete, zankte man sich im deutschen Reich und seinen Kreisen vor allem über die Frage, wer denn für die damit verbundenen Kosten und sonstigen Leistungen aufkommen sollte.

Aber schließlich setzte sich der Fortschritt doch – langsam – durch, wurden zunehmend Straßen gebaut mit einem soliden Unterbau und einer gewölbten Decke, damit Regen und Schnee ihrer Festigkeit weniger anhaben konnten.

Am Freitagabend wurde Band 10 der Buchreihe „Kraichtaler Kolloquien“ vorgestellt. Heraus­gegeben von Prof. Dr. Kurt Andermann und Prof. Dr. Gerhard Fouquet, trägt er den Titel „Zins und Gült. Strukturen des ländlichen Kreditwesens in Spätmittelalter und Frühneuzeit“ und enthält die Vorträge der gleichnamigen Gochsheimer Tagung vom Mai 2014.

Auch dieses ein allzeit aktuelles Thema. Gesellschaftlicher Höhepunkt der Tagung war wie immer der Empfang, den Bürgermeister Ulrich Hintermayer für die Teilnehmer am Samstag­abend im Rittersaal des Gochsheimer Graf-Eberstein-Schlosses gab.

Die Tagung und das Buch wurden ermöglicht durch Geld- und Sachspenden des Kraichgauer Adeligen Damenstifts, des Heimat- und Museumsvereins Kraichtal, der Sparkasse Kraichgau, der Oberrheinischen Stiftung für Geschichte und Kultur (Trautmann-Schröder-Stiftung), der Gisela und Reinhold Häcker Stiftung sowie des Weinguts des Grafen Neipperg in Schwaigern.

Die Stadt Kraichtal und Professor Andermann bedanken sich recht herzlich bei allen Mäzenen.

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BU: Bei der Präsentation des Bandes 10 der Buchreihe „Kraichtaler Kolloquien“: Prof. Dr. Franz Irsigler (Trier), Prof. Dr. Kurt Andermann (Karlsruhe und Freiburg i. Br.) und Prof. Dr. Gerhard Fouquet (Kiel), von links nach rechts.

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