Sicherstellung einer nachhaltigen Wasserversorgung ist oberstes Ziel / Gochsheimer Bürgerinitiative will weiches Bodenseewasser behalten

Kraichtal (sn). Wasser ist die Basis allen Lebens und zugleich wichtigste Umweltressource. Auch der Gemeinderat beschäftigte sich in den vergangenen Monaten intensiv mit der Sicherstellung einer nachhaltigen Wasserversorgung der Stadt Kraichtal. Insbesondere der Hochbehälter im Stadtteil Münzesheim weist auf Grund seines Alters Bauwerksmängel auf und muss saniert beziehungsweise erneuert werden. Darüber hinaus entspricht das Behältervolumen nicht mehr den aktuellen Bestimmungen. Eine ähnliche Situation stellt sich auch beim Hochbehälter im Stadtteil Gochsheim dar.

Für den Mittwochabend, 15. Juli, lud die Stadt Kraichtal zu einer Bürgerversammlung in die Gochsheimer Mehrzweckhalle ein, um die Kraichtalerinnen und Kraichtaler umfassend über die angedachten Veränderungen der Wasserversorgung in Kraichtal zu informieren. Nach einer kurzen Begrüßung der rund 300 anwesenden Bürgerinnen und Bürgern, darunter zahlreiche Gemeinderäte, berichtete Bürgermeister Ulrich Hintermayer zunächst über die bisherigen Entwicklungen: „In der Gemeinderatssitzung am 20. Mai hat das Gremium ein neues Konzept zur Versorgung der Stadtteile Gochsheim, Münzesheim und Oberacker beschlossen.

Diese Machbarkeitsstudie soll planerisch weiter ausgearbeitet und mittelfristig in Abschnitten umgesetzt werden - selbstverständlich unter Einbeziehung der Bürgerschaft.“ Er stellte klar, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch kein Baubeschluss gefasst wurde.

Das neue Versorgungskonzept und seine Konsequenzen Wesentliche Bestandteile des Konzepts sind die Errichtung eines zentralen Hochbehälters und die Verbindung der drei Stadtteile durch eine Ringleitung“, beschrieb Dipl. Ing. Andreas Klaus von der BIT Ingenieure AG die Versorgungskonzeption im Detail.

Hierdurch erhöht sich die Versorgungssicherheit für Einwohner und Gewerbetreibende, da bei Ausfall eines Zuflusses auf die anderen beiden zurückgegriffen werden kann. Im zentralen Hochbehälter soll das Wasser der eigenen Quellen von Münzesheim und Oberacker mit dem Wasser der Bodensee-Wasserversorgung gemischt werden.

„Somit wird der im Wasserhaushaltsgesetz geregelten Vorgabe, eigene Wasserressourcen vor Fremdwasser zu nutzen, Rechnung getragen“, erläuterte Werkleiter Gerhard Süpfle die gesetzliche Regelung. In der Konsequenz erhalten alle Stadtteile Wasser mit gleichen Inhaltsstoffen.

Für die Stadtteile Münzesheim und Oberacker bedeutet dies keine wesentliche Änderung, da diese bereits mit gemischtem Wasser versorgt werden. Anders verhält es sich in Gochsheim. Von derzeit 9 Grad deutscher Härte (°dH) wird sich das angenommene Mischungsverhältnis von 50 Prozent Eigenwasser und 50 Prozent Bodenseewasser vermutlich auf einen Wert von rund 16 °dH ändern. Dies hatte nach dem Gemeinderatsbeschluss im Stadtteil Gochsheim für heftige Diskussionen, bis hin zur Gründung einer Bürgerinitiative (BIG), die sich für die Verwendung reinen Bodenseewassers (wie bisher) einsetzt, geführt.

Die BIG-Anhänger waren selbstredend zahlreich vertreten und machten sich bereits bei den Expertenvorträgen aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Landwirtschaftsamt Bruchsal und Lebensmitteltechnik lautstark mit Zwischenrufen bemerkbar.

Dass sowohl Amtsleiter Dr. med. Peter Friebel vom Gesundheitsamt des Landratsamtes Kalsruhe, als auch Lebensmitteltechniker Hanno Mühlebach vom Chemischen Institut Pforzheim GmbH, einem akkreditierten Prüflaboratorium, im Zusammenhang mit den turnusgemäß durchgeführten Proben von „hervorragendem Rohwasser“ sprachen, „welches unbehandelt und ohne Aufbereitung oder der Beimischung von Zusätzen uneingeschränkt als Trinkwasser verwendet werden kann“, beruhigte die Zuhörerschaft nur bedingt.

Die Forderung nach dem Einbau einer Enthärtungsanlage mit Einstellung auf den gewünschten Härtegrad von 9 °dH wurde in der im Anschluss an die Vorträge folgenden Diskussion ebenso immer wieder vorgetragen, wie der Appell nach mehr Transparenz im Verwaltungshandeln. „Ich befürchte eine geringere Lebensdauer meiner Geräte und Wasserarmaturen aufgrund von Kalk, sollte keine Enthärtungsanlage eingebaut werden“, so der O-Ton einer besorgten Gochsheimerin, die einen Kostenvergleich bezüglich der Wassergebühr mit und ohne Aufbereitungsanlage wünscht.

Des Weiteren wurde am Saalmikrophon immer wieder die Sinnhaftigkeit der Eigenwassernutzung in Frage gestellt. Sorge bereitete auch ein eventuelles Ausfallen des zentralen Hochbehälters, woraufhin Gerhard Süpfle abermals ausführte, dass der neue Hochbehälter über zwei bis drei Wasserspeicherkammern verfügt, die eine hohe Betriebssicherheit gewährleisten: „Verglichen mit den beiden anderen im Vorfeld geprüften Varianten handelt es sich bei der vom Gemeinderat favorisierten „Variante 2“ nicht nur um die kostengünstigste mit einem Gesamtfinanzierungsbedarf von rund 5.150.000 € (netto), sondern auch um die wirtschaftlichste sowie die betriebssicherste.“

Weitere Schritte und Kosten Gegen 22 Uhr und am Ende einer über dreistündigen, „hitzigen“ Debatte ums Kraichtaler Wasser blickte Werkleiter Gerhard Süpfle in die Zukunft und stellte mit dem Einstieg in die weitere technische Planung, einer Vorstellung dieser im Technischen Ausschuss sowie dem schlussendlichen Baubeschluss durch den Gemeinderat, die nun folgenden Schritte dar. Die Mittel von rund 5.150.000 € (netto) sind in den Jahren 2016 bis 2021, je nach Planung- und Baufortschritt, bereitzustellen.

Ein erster Ansatz für die Konkretisierung der Planungen ist im Haushalt 2015 mit 40.000 € veranschlagt. „Diese Investition zieht gebührenmäßige Auswirkungen nach sich“, so Stadtkämmerer Günter Lautenschläger, der in Folge eine umfassende Gebührenkalkulation vornehmen wird. Trinkwasser - das am besten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland und dessen Verfügbarkeit rund um die Uhr hat eben seinen Preis.

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BU: Reges Interesse zeigte die Kraichtaler Bevölkerung am Thema „Wasser“.

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